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Tattooed heart
Bilder und
Zeichen,
9. Jänner 2011
Gottfried Löcker
„Verse sind Schmerz und der Schutz vor dem Schmerz“
Warlam Schalamow, russischer Dichter, 1907-1982
Im Eigenverlag
Exemplar Nr. …/10
Budapest 2011
1964
Trauerweide,
blaugraues Bild des Himmels
Müdigkeit
Sturmwind
Das verfaulte Herbstblatt wird im Frühlingswind umhergewirbelt
Kraftlos, haltlos schwebt es auf
den Morast zu und versinkt.
1965
Sadly turns my heart to the waves to the scent of
sea-tang, salt and sand, to the steeply falling land, all clefted by the wind.
Screeching birds are moving up and down.
Far off I send my eyes into the suns heart, between
mist and waves subdued, a subdued gleaming sinking silently to rise again on
the following morning.
Wehmütig wendet sich mein Herz den Wellen zu, dem Duft von Tang und Salz
und Sand, dem steil abfallenden Land zu, vom stürmenden Wind ganz zerklüftet.
Kreischende Vögel, auf und nieder fallend, weithin sehe ich mitten in das
Herz der Sonne hinein, in Dunst und Wellenschaum matt schimmernd, versinkt sie
still um morgens wiederzukehren.
2. August
A sun is entangling the masque hanging there on an
anonymous face.
Only the eyes are looking through, telling of death
and infinite agonizing sorrow.Mai
Sunbeams are gently touching the lips grotesquely
distorted by the burden and grief, soothing the pain, closing the wounds torn
by ravening wolfs.
The sun was just setting behind the
trees, not covered yet by leaves, bare branches where that yellow red
glittering blinding sun was filtering through.
Branches of pines, peach trees, chestnut trees, so
clearly cut out of that blue white cold sky, changing its colour into a pale
mournful grey.
17. Mai
Singende Olivenbäume gischende Meere und die rote Vettel sitzt auf den
Steinen vor der Kirche in Thassos oder auf Mykonos und über Budapest fliegen
wir hinweg und durch Moscheen in Stambul laufen wir auf staubigen Flügeln und
wenn ich die Absinthtrinker sehe war ich auch schon bei ihnen im Jeu de Paume
die gar nicht dort sind und Miro´s
blaue Farben schmiere ich mir auf den Bauch und eine kleine Angst steigt im
Dunst unter der lackfriars Bridge zu mir herauf und ruft mich und die Steinburg
steht heute noch immer und ich will sie gerne sehen und die Kühe und den Regen
und deine Bäume und den Regen und die endlosen Wolken die über mich hinweg
ziehen und du bist dort.
An die Unbekannte aus dem grünen Meere
Du sitzt hier
neben mir jede Stunde
alle Tage und endlos lange Nächte
mit tiefer Trauer ist dein Gesicht wie
ein Schleier überzogen aber ich
nehme Dir Deine Last nicht ab deine nassen
Kleider und die
strähnigen Haare, mit
Seegras durchzogen. Und wenn ich Deinen blauen Mund
küsse atme ich die frische Luft des Meeres in mich, durchzieht meine glühenden
Glieder die voller
Sehnsucht nach
dir gewesen sind und ich küsse deinen aufgequollenen Bauch voller Erregung nahe
ich mich dir, die Flutwelle treibt dich
weiter
Normandie, Sommer
Es wird vielleicht eine Zeit sein da kommen die
Sterne und ich habe den Mond in der Hand … und ich habe eine Liebe … morgen
ist das Meer trübes blau, aber …
Sommer
Die Hitze heiß und gelb, rotglühende Köpfe
verfinstern das blühend weiße Blatt
Und morgen wird sein, träge die Flüsse, schmutzig
und grün, eine neue Sonne, hell, hebend, stechend, meiner sich nicht erbarmend,
lässt mich fallen in das Blatt
We have been walking over the fields, yes; we have
been walking over the fields.
Durch Bäume versinkende Sonnen, laublose Bäume,
nacktes Geäst, ganz bloß. Die Sonne hatte mich geblendet durch den Wald
hindurch, mir gezeigt das Dunkel vor all dem hellen Blau. Über die weiten
Wiesen sind wir gekommen, ja, wir sind über all diese weiten Wiesen gekommen.
18. Oktober
Ich sehe zu, wie ein Blatt zu verdorren beginnt,
es wird auch abfallen
im auf und abtreibenden Wind,
es wird ganz langsam verfaulen,
und dann werde ich es nicht mehr sehen.
Ich werde kühle Regentropfen auf meinen Augen
spüren,
und der Wind wird meine Hände zum Erstarren
bringen.
Ich werde die Stille des fallenden Schnees hören,
und nackte Bäume werden in mein Zimmer kriechen
und dann werde ich dich wieder sehen,
vielleicht …
November
Alles treibt sie
in die Sümpfe der Sonne
Zu den Sternen des Mondes.
In der Nacht jagen sie den Cerberus, zu den Meerweibern
des Zeus. Und wenn Hera mit den Erinnyen die Kuh peitscht, läuft Hermes zu Polyhymnia,
um mit ihr den Chor der Diebe anzustimmen, und die Äolsharfe Poseidons
wegzuwerfen.
Stimmt alle an Euer Geschrei, lange noch soll der Olymp
davon widerhallen, auf dass der Acheron in den Urfluten verrinne und nie mehr
seine Fluten über den Süden von Cornwall ergieße.
1967
Frühjahr
Wenn ich wie ein schreiender Wolf laufe,
wenn ich wie ein schwimmender Mond kühle
wenn im rotgoldenen Meer die Herzen bade
wenn ich als Kind zwischen den Obstbäumen fliege
halte ich deine Bilder deine Hände deine Blumen
streite ich schreie ich und brülle, brülle in die
Weite des Himmels hinein damit ich dich sehe und vermag ich mich in deine
Bildern zu wünschen
10. Mai
Morgen,
vielleicht, und morgen
Fliegende Masken die Mädchenkörper umschlingen
Pelerinen und ein Schweif blauer Haare.
Nur graue
Straßen endlos weit und grau
Und tönende Krüge hohl und gesprungen
Neun lange Jahre
inmitten silberner Weiden
Und ich hole mir
die Sterne aus ihnen
Rötlich schimmernd und glühend
Glühender Stahl in meinen Händen
Nichts hassend trüb und langsam schweben wir
zusammen fort durch den Spiegel hindurch
Zu den
Kraterseen
An den marschierenden Soldaten vorbei
Und keine Medusa, keine Meeresfrauen,
kein Mahmud, selbst das weiße Gesicht schimmert
und ihr schwingender Körper versinkt
in den Straußenfedern.
Oktober 1
Wellenförmig bewegen sich die eisernen Herzen im
Wind, vertreiben meine stählernen Glieder.
Bleischwer wie der Mond hänge ich im Gerüst des
Tages, und wachsam schweift mein Auge über die herbstlichen Alleen.
Über die Ufer
steigen sie
Ins Meer wälzen sie sich
Lachend schäumend brüllend heulend
Zerstören sie meine Blumen
Wilder Mohn ist meine Nahrung
Dunkles mein Getränk
Morgen bist du da.
Oktober
2
Weit sind die duftenden Felder und grün ist mein
Mond.
Schwelgende
Bäume umringen mein Haus.
Blau und trüb sind meine Blumenherzen die sich über
die Felder ergießen, und ewiglich wird braun und rot und golden sich das Laub
verfärben.
Wenn auch die Sonnen so hasse ich will ich denn nur
morgen sitzen ist doch nicht nein vieles vielleicht denn eigentlich weil aber
doch nicht obwohl weiß der nie und dann wenn vielleicht aber doch dort oben die
ohne Worte mein ist mein auch gegenüber Hals Kerzen ja vorher mein ich nun und
nein ich ich du meinen weitherum ich ich du du ich du ich
1968
Ambivalente Figuren du und ich auch wenn wir uns
nicht ähnlich sehen vielleicht wird die neue und alte Seite sie treffen sich
doch niemals Adam und Eva und der Baum des Paradieses durch Prag müsste man
spazieren können Mozart reiste auch einst nach Prag
Mai 1
Sterbend ich
liebend die Hände
Tief und schwerend mühsam
Und ringend um Laute
Ich hebend hebend hinauf
Aufhebend sich mich erhebend
An dir du sterbend ich liebend
Das Sterben verlässt mich mit steigendem Monde
Nur liebend sich wir uns bergen
Den Berg wir keuchend verfolgen
Sich schützend mich durch den langen Weg
Sengend die
Sonne in wehrenden Strahlen
Und müde verberg ich ihr wirrendes Haar
In meinen Händen
versenk ich die stillende Haut
Die licht und still mich weinend gebiert
Juni 1
Seltsam wir
wandern
Über Flüsse und Bäume
Berge und Täler
Und seltsam wir sterben
Auf Bäumen und Flüssen
Die Sterne sie töten
Uns nähren die Flammen
Die zweite Rose sie stirbt
Und hält uns verbunden
Ich sterbe ich sterbe
Am Flusse wir baden
Juni 2
Kurvig sich schwingende Töne ich streiche mit den
Augen über die Ecken, die Röhre umwürgt meinen Hals jubelnde Menschen auf der
Empore verzückt sie schreien in die Nacht und hüpfend sie fallen hinab,
versunken die Strahlen nur schwirrende Mücken und Augen und Augen
Juni 3
Wenn nur die Lippen rot und immer größer mein Wort
in sich zerfleischen dann kommst du wie ein greises Haupt mir deine Schultern
beugen und lächelnd berg ich deine Augen versinkend in unseren Tod
Juni 4
Wenn hassend wir die Stiegen steigen allein und
schwer wir heben unsere Körper hinan den steilen Berg ragend sich erhebend sich
Hinüber zu den dunklen Föhren
Den wirren Meeren
Die ragend
sich erheben sich und gleitend fliegend hinab über Seen die offen stehend
unseren Augen alleine machend
sterbend uns umfangen
Juni 5
Nur mehr wir
Die wir sind
In einem wir von Händen
Das liebend sich
Die lachend sich
Die sterbend sich
Die weinend sich
Auf ein Sterben bereiten
Der Tod ist mehrend sich
In klingender Weise
Verschwirrt er seine Töne
Durch den hallenden Raum gegen unsere vollen Seelen
Juni 6
am morgen sing und will nur mehr mich heben
die Nacht ein graues trübes blau
und schal sie schmeckend bleibt auf meiner
Zunge sie und hängt sich sterbend an
bis tiefend in den Morgen
vieles wird geschehen und ich rufe in den
morgen so nimm mich doch
und töte mich
dass ich sterbend in die Sonne blicke
die leicht sich hebend
dort am grüßenden Himmel sich hebt
und nur mehr Sterne
mich anschauend vertöten
sie lässt mich süßen
und die Nacht versinken
in Körnern die reißend meine haut
sich tiefend liebend durch die neue Nacht fliegen
Juni 7
Der Vogel singt
und singt
Und krank und schwer
Er blickt mich an
Und Tod: lebendig will er sein
Und liebend ängstlich
Berg ich ihn in meiner hohlen Hand
Wo bleibst du Tod
Wo bleibst du Liebe
Lebend such ich auch
Und will nur leben
Juni 8
Ich gehe
zwischen den Menschen durch
Sie sehen mich
nicht
Sie gehen durch mich hindurch wie durch eine Wand
nur die Sonnenstrahlen prallen ab an meiner unsichtbaren Haut der Wind trägt
mich empor lässt mich fliegen wie einen Papierdrachen
Juli
Ich weine und freue mich auf einen halben Sommer
der müde sich anlässt und hitzig meine Augen zu verbrennen beginnt.
Eine heiße Nacht, eine heiße Nacht,
ein kühlender Morgen
ich schlafe dich morgen
kühlender Morgen
vergieße nicht dein Lied
und stille uns wenn wir sterben.
Thassos 1
Ich war schon in
Adana
im blütenblauen Meer schwamm ich
und war umgeben von sinkenden Sonnen
ich konnte es nicht ertragen
wurde geblendet durch ein glühendes Schwert
die Hitze erschlug mich
der Berg erstickte mich
ich musste fortschwimmen.
Ich war schon am
Karmel
und nicht allein
waren Äonen dort
und versunken in Liebe.
Alles verschwunden, alles leer in Adana.
Thassos 2
Ich stand am Weg
und wartete
Die Sonne zerrann blutig im Meer
Und die steinernen Köpfe sahen zu
Blickten mit
hohlen Augen, Masken mit
Faltengewändern. Wo warst Du?
Im Theater sah ich Dich tanzen zwischen den Säulen
Zwischen den Bäumen, auf dem mit Lorbeer bedeckten
Boden.
Auf dem Meer
tanztest du in wiegenden Schritten
Springend und singend. Ich kam nicht die Stufen zu
Dir hinunter.
Ich lief und lief und schrie und raufte die Haare.
Ich lief und lief und stürzte ins Meer. Der Sand verschwand mir unter den
Füßen, ich stürzte nach, lief weiter den Wellen entgegen. Sie kamen, sie kamen,
die thrakischen Weiber, auf mich zu und warfen sich über mich und zerrten umher
und rissen
an mir bis ich blutend im weißen Sand zerrann.
Thassos 3
Zum großen Kratersee schleppten sie mich, zu zehnt,
auf ihren Schultern. Sie wollten mich in einem siedenden Abgrund untergehen
sehen, ich aber stürzte hinein in einen kühlen Bergsee. Ich tauchte tief hinein
in das Dunkel und erreichte die Stiegen. Und da warteten sie: die Männer, die
Frauen, jeder auf einer Stufe, eine der Stufen war die meine.
Jedes Jahr stieg ich um eine Stufe weiter, höher,
einer Freiheit zu.
ein Babylon
ein Ton
eine Farbe,
ein ton und eine Farbe.
Ein Ton hinein verwehend sich in eine Farbe.
Ein Wort fließt
aus und ergießt sich breitbeinig über die Stufe: Babylon
Wenn ich schwimmender Mond kühle
Wenn ich rotgoldenes Meer meine Herzen bade
Wenn ich Obstbaum fliegend eile hinweg vermag ich mich in deine Bilder zu
wünschen.
Thassos
Ezra Pound mit den sieben Aftern, Usura im
Wolfspelz full of maggots. What pleases the farting
fool? mit Lorbeer und Feigenblättern geschmücktes furzendes Arschloch? Wo bleiben
das Gras und die Gräser und die Wiesen und die Wälder und ein Hauch von Gras
inmitten von Gräsern Wiesen und Wäldern voller Sonnen Meere und Monden. Ich bin
da in einer Biene: singing, schwebend lebendig, hummingbird.
laufe ich von der Akropolis: verrá la morte e avrá i tuoi occhi (Cesare Pavese). Alle sind da und sind keine Bienen, in der Hitze stechen wir und wir
sitzen und sind nicht nur blubbernde Vulkanseen.
Laufe ich durch die Theaterreihen den schwarzen Fahnen deines Gewandes
entgegen …
Oasen voller Blut mich bergend und du wirst mich ihnen ausliefern: Hera und
den Erinnyen, den thrakischen Frauen. Oulumponde Oulumponde. Eine Schlange schleicht
durch die siedenden Steine, den Sandwüsten zu, verdurstend muss sie an den
Oasen vorbei. Voll des dunklen Glases grüner Gemüseherzen deren Uhren ohne
Zeiger.
Ein Mann
dieser Welt: Eddie Lwanga, department of English, university of the West Indies, dead? Alive? came
from Uganda, fled, emigrated ….
Gekerbt in einen baumhaften Urwald voller Früchte des Morgens deren Beeren
du weinen sollst als hätte man dich geleert in ein Meer und findest dich dann
geborgen in den seidigen Glanz meines Traumes.
Zu einem Bild
Entangled forever by the sun, a masque
Hiding an
anonymous face, a face of mine and shadowed eyes. Distorted the mouth while
distorting a word of mine: A burden a grief a soothing pain.
Mykonos
Throwing
my body against the waves, my mere breath and shouting will not throw them
down, a gurgling sound swallowed in the wave, to reach the God: Monsters
creeping up from nowhere – I am flying out, wordless ending on top of the
spray.
Dezember 1
Da wo ich gestern grau und tot
Wo ich starb lebe ich heute
Die Meere mit Wüsten und Öden
Eine Blüte deckt die Leere
Mitschwirrend
Auf ab hinauf
Dezember 2
Die müdende Zeit
Ich gehe nicht mehr weiter
Gewollt lege ich meine Augen in den Hennabaum
Gestern heute morgen immer
1969
Februar 1
Liebe Tod und Freiheit: (Tod
und Freiheit – Arnold Metzger) Lukas wurde am 5.
Februar geboren Christian und Sylvias Kind kommt im September zur Welt Daniel
wird im Juli zwei Jahre alt Milena wird im Juli zwei Jahre alt Barbara wird im
Oktober zwei Jahre alt eine ließ ein Kind abtreiben einer will nie Kinder haben
wohlan denn all ihr Lieben: lebt euch weiter ins Sterben
Renata
Verwirrt gemacht durch ein brechendes Licht in deinem Auge: Spektralfarben
sonst, lichtvoll
Plötzlich die Berge meines Kopfes bestreichend
Aufwerfend mich in einem vernichteten Raum.
Morgen wird abgeurteilt ein Tod neu und du kennst Ihn. Neu wirst du dich
kleiden an den gewobenen Netzen meiner Haut angeglichen alsbald der Dunkelheit
und dem wishful thinking meines Auges.
Blasser, gelber Orpheus:
Gehst du noch über den blutigen Mond als hättest du die Zeit noch nicht
gefunden? Noch einmal will ich deine Lyra ergreifen, noch einmal darfst du
deine Eurydike berühren, einmal wird sie dir verloren sein, einmal wirst du sie
nicht mehr haben, einmal wird sie eine gewesene sein. Wirf dich mit ihr den
Berg hinab. Spring mit ihr über die Felsen, ins Meer.
Verlass mich nicht, lass nicht ab von mir. Und wenn Du gehst berühr mich
nicht, schau an die Männer, die Jünglinge, die schönsten Knaben… sieh sie an! Wir
schwelgten im traumlosen Licht, geherzt wir hörten auf federlose Vögel. Lallend
blühten wir auf in der Sonne und wurden ein Geschöpf deines Herzens.
Du bist eine fliehende Taube.
Wir kämpften an einer leeren Front mit verschollenen Geschützen, gegen
längst verhallenden Kampflärm, und ließen Pech durch die Nasen ab, jagten
Schrot in die Luft, trieben den Wind mit Lanzen fort, den Regen sammelten wir
in Kanonenrohren.
Allenthalben ist mir ein Tod dessen Angst bestreicht mich mit einem
Frühlingswind
Gellend wirft mich ihr Schrei empor. Sie schlugen mich und bluteten mich
leer. In
der Gewährung liegt mein Sterben, in den Träumen mein neuer Tod. Es starb
sich einstmals so leicht.
Vorausgeschaut eines bedenkenden Sohnes: Gekörpert verletzt ich. Baden
gewaschen verhüllt in Tücher vorantreiben durch rote gefiederte Räume deren
matte Helligkeit kreuzend mit als Muttermilch verschiedenfarbig zum blauen hin
dunkel bis hell bis weiß: du wirst es nie erlernen. Hast Du jemals Straßen
begehen können, vom Haupt an verwundet blutend in leere Tassen.
Niemals jemals standest du mir gegenüber.
Jetzt sehe ich Dich an.
Das Schönende eines Traumes:
Eindringen in eine Finsternis das Hereinbrechen in die Dunkelheit das
herabfallen auf die Dunkelheit, Beschneiden das Licht des Traumes. Wunscherfüllung
in höllischen Schlünden anderswo gelagert, üppig stürzend fallend mich hab´
mich geborgen in Verlorenheit
Wasserfarbe, zerfließen lassen. Voller Freude schoben wir Klaviere in
dunkle Hallen und ließen ihren Klang in goldfarbenem Staub verwelken.
Ein Meer voller Wunden, Öffnungen deinem Schoße gleich. Denke mich als
hätte ich dir gesagt: nun warte nicht mehr, denn ich schwebe – alleine. Ein
Baum voll gelber grüner Blätter – Herbst ist quand même noch lange nicht – eine
Sonne blendet meine Augen, schmerzt
blind hat sie mich gemacht und weinend steh ich sehr wartend auf den lang
erhofften Tod als hätte ich andres nicht gewollt.
Ein heißer Abend feuchter schmutziger Luft die mich einhüllt und fern die
Winde Mykonos´ ein Heft voller Träume liegt offen vor mir da alleine bin ich,
will dem Herrn nicht sagen, gehe leise, sachte wie ein voller Mond über die
Bühnen.
Ich bin müde aller Tode und das Leben ist es nicht mehr. Ich schreie dir
weinend die Augen voll des Leides vergiss das Herz der Sonne und des Meeres.
Schau hinauf Engel und sieh mir nicht zu wie ich im Tode liege vergiss mich als
gäbe es mir du nichts anderes ich weine Deine Tränen ich weine meine Tränen in
deinen Schoß aus einem Sumpf schreie ich zu dir ich kann nicht leben und sinke
beständig weiter nun reicht es schon bis zum Hals zum Mund die Angst dass ich
weiter versinke. Geh nicht fort.
12. Juli
Das herz verschwunden vertrocknet gestorben als ob ich keines mehr hätte,
habe da nichts, herzlos, gedächtnislos im Körper das Leben, andere kommen und
gehen und gehen und kommen und gehen und er kommt und er geht, ein Mann dieser
Mann ein Mann aus Hounslow, aus Timbuktu kommen sie auch mich bergend zu
umfassen träumend wütend schrei ich dunkel nächtelang
1977
Oktober 1
Unendliche, unsagbare, wortlose zeit, die mich durch ein ticken der uhr in
todesangst versetzt, nahen des todes im verglühen der zukunft in einem
lichtblitzenden augenblick – jetzt, und jetzt, und jetzt, und jetzt, und jetzt,
und für immer – nie werde ich mehr ich sein, nie wird es ein du geben, immer
wird es diesen lastenden, drückenden, erpressenden stachel schmerz geben.
Mit fanfarenstößen schreie ich gegen den trübsinnig grauen himmel des
windumblasenen winters, alle unwetter der welt gellen um meine finster in der
nacht, und von meinem wetterturm aus blicke ich auf den träge fliessenden strom
und möchte nur so seiend sehend getragen dahinfliessen
Oktober 2
Raumhaftes gittertragwerk in dem ich hänge, zwischen stacheln und dornen,
unfähig mich zu bewegen, und die angst aufgespießt zu werden lässt mich brüllen
schmerz, brüllen bis mir alle sinne vergehen, schmerz, mein körper
aufgestachelt und zerfleischt, eine breiige masse durchlöchert in diesem
stachelgerüst und wahnwitzige angst treibt mich durch die jahre hindurch bis in
den tod und lässt mich nicht sehen, nichts, abgeschlafft und bewusstlos fallen
in die mörderische grube der nacht, tag für tag, traum für traum, unendlich
lang ist meine stunde, unsagbar kurz mein leben, meine tränen beginnen zu
vertrocknen als ob die Sintflut zurückwiche, les larmes sont perdu.
Oktober
3
Rauschende musik einer erträumten ballnacht, den himmeln entlang, tanzend
voller verzückung, jauchzend und frohlockend den weissen schleiervorhang hebend
Einer der der Argonauten, ein Theseus? Ein Herkules? Ein Castor? Theseus
der die Amazonen besiegte, einen Minotaurus, eine Ariadne nahm und verließ?
Ich? der ich nicht wage meinen Namen auszusprechen
Oktober 4
Die hexen sprechen mir keinen mut zu, soit prudent, aber sie schaffen doch
ihre eigenen probleme, und das leben wird nicht allzu lange mehr dauern, nicht
in die achtziger hineinreichen, nicht einmal in die siebzig weichen – ja, sieh
dich nur vor,– sensenmann, vergiss mich dann nicht, denn ewig soll das nicht so
weitergehen, die hölle auf erden in der erwartung, dann komm schon lieber
gleich, gleich jetzt, möglichst bald, und tu es rasch, und tu es glatt und
elegant mit chromblitzender klinge. Ich denke, ich möchte schreien, aber die Trostlosigkeit
lässt mich gerade noch diesen schrei denken, nicht einmal ansetzen mehr zu
einem laut.
November
Ein jeweils individuelles Dasein gemäß vorausgesetzten Prinzipien?
Hoffnung?
Mich erfassend als umweltlicher Teil des für mich erkennbaren Seins? und
mangelndes Verständnis für Sein und Ist und War und Werden treibt mich in
allumfassendes Verstummen und Gestammel.
Und ich will nicht anerkennen mein Hinleben zum Tod der nicht ist, nicht
werden zu Tod, nicht mein sein ein Sein wo meine Tränen nur ein Ausdruck dieses
dunklen Dranges, den ich nicht vermag erhellend und erklärend klärend in
erlebte Worte zu sagen.
Der Damm ist geborsten und ergießt sich in mich, grundlose Worte immer
wieder, immer von neuem wieder in mich.
30. Dezember
Erstaunlicherweise, als blühendes Wort verwundet, herausgelöst dem
Unendlichen fort nahezu unbezwingbar, stellenweise gefärbtes Haar, das mich
müde macht. Entsetzen in den toten Augen. Ich, ich bin, ich schreibe. Mutloses
Ahnen in reckenden Augenblicken des milchig fließenden Samens. Wohin du auch
schauen magst, vor Lust und Liebe, und Zukunftsglauben, Autoritätsbewußtsein,
repressiver Toleranz und anderer toller Worte – mich wirst du nicht finden.
Will nicht mich Dich finden lassen. Ausgestorbener Sandstrand bei Ravenna, der kalte Morgenwind bläst mich
den Wellen zu, und ich tauche meine Füße in das Meer, so ist es gut, so muss es
sein. Und entfliegen in den überirdischen Himmel der Gala Placido, Grabmal das
ich mit ihr teilen will. Heute bist du frei. Heute bist du frei?
Angst los gemacht, furchtlos laufe ich dem durchschimmernd türkisen Seen
entlang, auf dem mit Nadeln bedeckten Waldpfad hüpfe ich dahin, schwebend,
leichtfüßig – sei gegrüßt Hera, Zeus und ihr Götter alle, ich bin es, ich,
einer der euren, ein Christus, ein Buddha, ein Wesen, ich – und bin es in
diesem Augenblick weniger als in dem Augenblick zuvor, verloren in Euch mich
gemacht um zu leben.
1978
Lance in
Kingston,
February
How dare
you be and walk into my closet of quietude, I want you as I dream you not as
you are dishing up homemade stories and other stale cookies needing some
audience. However: Who is the bad boy, the enemy we want so badly? We want so
desperately to kill?
Mugging
in the streets, holdups, killing for peanuts by the dozen, all daily routine.
You shot me accidentally, did not mean it really, it just happened, another
step taken into another lifetime. Fuck you man a boy said to me in Frenchtown,
and it gave me all the shitty excitement I a hopeful traveler was out for.
Schallplatten voller Kratzer, KV331, A-Dur (türkischer Marsch), wann war
ich nur wo und wer rief vor fünf Minuten an und ich war so höflich, ja bitte,
und, ja danke, nie mehr leben müssen all diese verlebten Jahre.
Zeichengedicht
1
HOFFNUNG IST WENN AUCH IN KLEINEM
MASS IN ALLERGERINGSTEM (ERBSENGROSS)
MEIN GLAUBE AN BACH SEHR WOHLTUEND
MEINEM GEMÜT – ICH EMPFEHLE DIESE MUSIK AUCH
Zeichengedicht 2
WISSENSURSTIG WILL LIEBEN U.
VERDURSTE DOCH IN DIR WEIL WINTER BLUEHT IN UNS
Zeichengedicht 3
SCHNELLER
GEHT ES MIT STURM UND WORTLOS, absichtslos dem Inferno zu, Stimmen werden nicht
mehr gehört, allerorten mundtot gemacht, frisches Grün der Hoffnung: ,
Abendmahl
Zeichengedicht
4
NICHT VERTRAUEN AUF DEN HERBST: WARTE NICHT GEH IN
DEN FRUEHLING EIN DER NICHTS VERSPRICHT FÜRS NAECHSTE JAHR. BOESWINKELIGE
FALLEN DIR
SELBER ERRICHTET ZUR BUSSE: SINNLOSES GETUE DANKENSCHWER OHNE FOLGEND DEM
DER DIR NOCH ANHÄNGT. HEXENKÜCHE IM KOPF; KEIN KOCHBUCH.
Zeichengedicht 5
OHNE STILLE IM SEIN WIRD OHNMACHT
VATER UND MUTTER DIR SEIN LEBEND TOD LEBENDIGER TOD GRUEN DER PARK HARTE MUSIK
SCHLAEGT DIR DEN KOPF EIN UND ZU WIND UND BLAU DER DUFT UND FRUEHER GESANG DER
STILLENDEN GOTTFRIED LöCKER 21072008
Zeichengedicht 6
LIEGE NICHT RICHTIG IN DEINEN A:
U: B: ZW: SCH: UND FESTEN B: WO WAREN WIR NEULICH? NEULAND und großer ABSTURZ
WAR! WUND SCHLUG ICH MIR DAS JUNGE HERZ AN DUNKLEN MAENNERN ALTER SEELENFREUD
Zeichengedicht 7
FEHLERHAFTES GEMAäuER HÜLLT LIEBE
UND MEINEN TOD WIR SCHLAGEN UNS BLUTIG (DUNKLE
TAGE, MüDE USW) HABEN KRäTZE U. KEINE EREKT. NOCH/mehr
Zeichengedicht
8
NEHMEN WIR AN DAS SCHLIMMSTE: DER TOD: LA MORTE
VERRA I TUOI OCCHI (CESARE PAVESE), ABER: DEM HERRN GEHÖRT DIE ERDE UND WAS SIE
ERFÜLLT (aus Psalm)
Zeichengedicht
9
STAUB WIRD SEIN: ES WIRD GUT SAGEN EIN LEBEN LANG HOFFEND GLAUBEN WENN
PECH UND TRAUER LIEBE ZERFRESSEN STERBEND NOCH KINDER GEBAEREN DEN EWIGEN
GRUBEN ZU UM HILFE NICHT SCHREIEN DOCH DU HAST MICH ERHOERT MIT MENSCHENHAND
GEFASST DEM STAUB ENTWUNDEN NICHTS ELENDES GELASSEN IM KOPF UND MAGEN HäLT MICH
FEST O GOTT
Zeichengedicht 10
DEM HERREN SCHALLPLATTENHANDEL
KAFKA UND SO WAR GROSSES GEMÄCHT NICHTS FÜR KINDERMUND TANZENDE MUSIK LEBENDIG
FREUDVOLL DER MORGENSTERN IM ALLEINSEIN WAR DAS GLÜCK STILLE UND FRIEDFERTIGES
MEER ALLÜBERALLL ENGEL UND HEILIGE SPÜREN MICH AUF LEBENSWERK FAST VOLLENDET
NIE MEHR BILLER ALLES SEIN IM HERZEN UND AM MEERESSTRAND GOTT
MORGENLAND IM ABENDLAND AM STECKEN
GEHEN TUERKEN AUCH ALTSEIN ZIGANYOK KEIN ZAHNARZT ROCKSAUM SCHMUTZIG
UNGARISCHER ENGEL KEIN KIPFERL IM KAFFEE WASSER UNBEZAHLBAR KINDERLOS
Zeichengedicht 11
entscheidende minuten der stille
im alten haus des heimgekehrten sohnes vaterlos gewordenes ich spuert silbrig
hanfgruene fesseln um herz und augen weidwundes vieh vergibt muehen des tages
anheimelndes feuer ueber berghoehen einsiedeleiein wird vieles vergessen im wintersturm
und schneeglanz hellbrechendes licht des sinkenden tages und frauen bewegen
gefuehle kanon des oesterlichen gefuehles jaehrliche bewegungen werden uns zur
heimat sind uns heimat an fremden ufern an seen deren tiefen wir laengst
durchschwommen und vergessen laengst gib
nicht auf in weißen stunden die keine demut kennen wach und weh wird sein dein
tag des sieges und vielerlei blumen ausgestorbenes wird lebendig sprießen im
glockengelaeut deiner kathedralen und kloester amenvoll und barhaeuptig stoßen
wir im windland aufwaerts weht es nackt und bloß streng und muehelos sicher
zahlenden Gästen
Zeichengedicht
12
Rotzurotherzzuherzblumezublumewindgegenhelfenvergessentodemüdetödlichesgewölkmariaundjosefjackiundpeterburkhardundingridtraudiunderhardtraudundnorbertevaundhanskathiundromankatieunddixonsharkaundpetrerichundsusiroswithaundfranzeztherudngaborevaundakosnandorundildkoschmidtildikoundandrassundpetermargretundpeterclaraunddavidmollyundpetererhardundmichiandrewundmichaelonkelfranzundtantefinionkelhelmutundtantefinihuldaundfredingridundremigioveraundleoaryeundsophiecatherineundstevegerdaundkarimpapaundmittiopaundomajulianundgottfriedgottfriedundlancelotmarthaundmaegesternundheutemorgenundwirdseineintagohnestilledannfolgtdiestilledeswaldesindenfarbendeshimmelsundallersehensuechtedieserweltlautloszeit
Zeichengedicht 13
Gier und vollendete Habsucht fallen weich wie Schnee auf unsere Schultern.
Das Gebet erlöst mich nicht davon, denken können andere, stilvoll und
schattenlos.
Erbarme Dich Herr zur Weihnachtszeit, im kalten Rausch der Stille.
Zeichengedicht 14
Träume alleine schenken keine
Macht: der Gebieter richtet und wünscht und versagt und du bist das Opfer der
Gewalt und Faustschläge zertrümmern Deine Zukunft die ungewiss und nachhaltig
Dir enteignet wurde, weil keinerlei Geschlecht sich fügen mag und Dankbarkeit
und Weisheit in unerreichbaren Höhen sich verfangen haben: kein Mut zu
überleben, Flüstern bis keine Worte mehr im Fluss verschwimmen.
Zeichengedicht 15
Geschöpfe aus Schlamm und sibirischer Kälte,
trockene Sommerhitze bedeckt von stechenden Staubschwaden. Tarnopol und Brody
wie mein Vater sie erlebt haben könnte. Der unelegante Hut flog aus dem
Hotelfenster. Sie warf mit allem um sich: Föten, Todgeburten, Abbruch aller Leidenschaften
im Mutterherzen. Das Kind bin ich und trage fremde Sehnsüchte durch die Welt,
mein Leben. Steine schleppend ich, Sandsäcke nach Küsten die im Sternenzauber
untergehen wwürden.
.
Therapiegedichte
Budapest-Wien-Barcelona- 2011
„Es ist das Lebende, das dem Vergleich entrinnt.“
Osip Emilievich Mandelstam 1891 - 1937
“Pain
acts like a leaven for both word and thought, quickening your sense of reality
and the true logic of this world. Without pain you cannot distinguish the
creative element that builds and sustains life from its opposite – the forces
of death and destruction which are always for some reason very seductive,
seeming at first sight to be logically plausible, and perhaps even
irresistible.”
Aus: Nadeshda Mandelstam:
Hope abandoned
Nadeshda Yakovlevna
Mandelstam-Khazin 1899-197
Abend, Land
Das Kind schämt sich das Kind
weil es schmutzig gemacht, es schämt sich weil es schmutzig das Kind das sich
schämt weil es so schmutzig. Das Kind schämt sich. Das Kind so schmutzig und
schämt sich zu Tode in die Hose.
Sprech ich Gebete lebe ich ganz sorglos
Gesungener Atemstoß, Wasser perlt
Über Felsen, Sommerlicht
Verbannt ist der blutende Hund der die
Knochenasche in die Stacheldrahtwand (Natozaun) heult.
Schreiend wach die Stunden der
Nacht,
lüsterne Traumperlen
besprengen den nächsten Schlaf. Wo führt mich Deine Hand hin? Sag nicht, dass
das Schiff versinken wird.
Giganten der Berge, der Meere
die unseren Jahren Schicksal schenken in nie endenden Kriegen, frage nicht nach
den Kinderwünschen, frage nicht den der ich werden will.
Spreche ich mit Ingeborg B.
mit
Nadjeshda Yakolevna M.
Anna A.
Friederike M.
Gehe spazieren mit Osip M. und
Paul C. Führe Franz K. durch die Stadt, an meiner Hand. Führe sie durch mein
Leben, den Alltag teilen, das Du-sein und das Wir-sind im Abendlicht der
untergehenden Sonnenstadt.
Große Architektur eilt mir
entgegen und nichts wird den Blick nehmen können auf Zitronenbäume. Die
Mandelblüte ist vorbei.
Mit einem Schubertlied sprech
ich dich an, mühsam schwirrt meine Stimme. Alles ungesagt bleibt.
Verständnislos blicke ich durch die Spiegelwand in meine Augen, der Mund,
geschlechtlich trüb und aller Herzenswunsch erstirbt.
Lächelnd mir selbst
verlorengehen in unzähligen unaussprechlichen Gedanken die durch quälende Worte
zu Bildern mich verdammen: Schwarze Sonnen im Mondlicht, morscher Stein im
Sumpf verdorrt, Leichenberge füllen meine Vorratskammern, die Zeit und die
Geschichte ein Totenauge in mich brennt. Schmutz ist meine wunde Haut. Will
nicht lasten auf Dir in hunderten von Jahren, niemals wird kommen die Zeit.
Übe neue Kraft aus: Sprechen
und Sagen. Das Sagen ein Wortgestammel, verklebt und verbunden, die blutigen
Binden der Lohn aus den Wortwolken. Es schmerzt der Laut, das Wortgefüge. Der
Himmel hat die Absicht vergessen zu bergen und zu heilen den mutlosen Vogel:
ein Auge bricht und kraftlose Beine, angespuckt von Frauen Fahnen schwingend,
schwarz der Tag, die Nacht, ein blutender Kopf. Der Schmutz verfügt über meine
Lebenshaut, die Schläge krümmen mich in den Stein, Kind mit Ablaufdatum, bin
ich entsorgte Ohnmacht in einer Kinder- Annahmestelle.
Ich mache Dich zum Opfer und
spreche Dich an: Der goldene Helm auf Deinem Haupt, Apoll, die Muse Du.
Verklumptes Fleisch, geborsten in den Nächten ohne Atem, hänge ich den Klang
meiner Stimme um Deine Ohren.
Verwässerte Farben
durchdringen meinen Blick und suchen Sonnenfarben. Wolkenlicht der Äonen in
verstrahltem Amen unserer Fingerspitzen. Obsessionen in den Augen, ihr Klang
verharzt meine Zeit und Schnee versenkt mich tief in die Schuld.
Andere Menschen lieben wollen:
joie, trance, sexe, subversion, violence finalement. I am hardly ever
prepared um den Tag zu überleben in der
Abendlandung. Greife ich nach den Worten im Spiegelland: wer sind die Geister,
Götter, Heroen die meine Hand führen, Sterbensworte austeilen, Gedanken
verkommen lassen zu Mondwüsten.
Ich bin nicht herzlos trüb,
wandle durch grüne Hügel englischer Gärten und kauend wird mir das Tageslicht
ein Wortgefecht, ungehört solange ich auf der Flucht bin. Nicht verderben den
Tag unter den Zitronenbäumen! Schreien noch lange unbekannte Vögel und
Raubtiere in mir: Das Wolkenbett verlottert, Schwesterherzen in Käfigen
gehalten, verbannt in Grabesstille: Noten und Töne, Farben und Formen.
19. März 2011, am Fest des Hl.
Josef, für Ingrid und Burkhard Dammann, Barcelona
Nicht verderben den Tag unter
blattlosen Platanen, die Freesien ein Duft wie keiner sonst vorbereitet auf
Meeresblick und Frühjahrswind, gotische Steine sanft den Atem berühren.
In den Wäldern verstecken sie
unsere zermarterten Knochen, das Blut versickert nicht lautlos.
Es war der Schmutz an mir,
weil Du es sagst: Pflastersteine Pfefferspray Molotowcocktails, Farbsprühdosen,
Polizeiaufgebot unübersehbar, davon wurden wir krank weil wir es schon waren,
wie Du gesagt.
Duftstab: Canelles et orange,
l`èssence der Provence, lüstern sie beschweben die Natur, den Noten Halt
gebend. Ganz verrückt die Wolken im Klang, das Haus verdoppelt im Notenblatt,
believe me it was a natural apparition, naked men not around this time.
Barcelona a world of jitterbug. Gäste, Freunde geborgen im
sandigen Licht, das Sterben in andere Welten …. verbannt. L` univers ne repond
pas, pas maintenant, für lange Zeit nicht.
Schuhe möchte ich tragen mit
aufgestickten Gebeten. Das Holz für meinen Scheiterhaufen möchte ich sammeln.
Hat es jemals elegante Götter gegeben? Symphonien und Opern in Noten, gestickt
und gestochen auf ihren seidenwallenden Tuniken?
Mandelstam asked his Nadja: Why do you think you
should be happy? Oder glücklich? Vagy boldog? … heureux ?....Pourquoi ?
Bitterer Tee auf den Lippen,
Mundspülung um den Todesstoß loszubinden. In Eis und Kälte werde ich in Schnee
geboren, will mein Sehnen, meine Hoffnung nicht vergebens entstauben.
Blasse Frauen stärken sich mit
billigen Stoffen, nichts Erlesenes um sich zu retten. Gebeine gepierct und
tattooed im allerletzten dernier cri (quand même). Die Hilflosigkeit in meinem
Blut ließ schon meinen Großvater dement werden.
Das Alleinsein unter den
Masken des Heils schreit nach Atemluft, ausweglos, aber mein Verstehen ist
Unverständnis für unrettbare Zustände, das Leben in mir kann mein
verschlossener Mund nicht begreifen.
Muster, Masken, Bilder:
Trophäen aus all den schlechten Tagen die zu Tode stürzen in Wäldern und
Hainen, ja, Hainen, es gibt sie noch.
Leid und Tränen, Tod und
Strahlen, Japan brennt lichterloh. Flug nach Köln, Niemandsland alles verborgen
in Zukunftsluft. Knospende Sträucher, blühend die Magnolien, in Sankt Peterburg
werde ich erwartet. Gott lichtet, leuchtet.
Verdrängte Gefühle: die Wut,
der Zorn, die Ohnmacht, die Schande. Anmut, Furor und Würde verloren.
Je vous rapelle et demande: il
y a trop de mortes: Bürgerkrieg in Abidjan, Völkermord in Libyen, Jemen,
Syrien, Tunesien, Algerien noch nicht, Ägypten schon wieder fast vergessen, und
immer noch Kampf gegen Palästina.
Tatort ein Murmeln: Ich habe
nur einen Bock geschossen. Afrikanische Masken bevölkern mein Leben. Too many
lives are lost forever by now.
Schweigen und Tanzen : Die
mörderischen Lüste und Sehnsüchte, der Neid und die Eifersucht, die sinnlosen
Grübeleien, die angespannten Finger die krallen und gieren: Blutbad im
Schweigen. Tanzen unter der lebendigen Last des Glücks: Fliese für Fliese,
Zelle für Zelle, Zahn für Zahn.
Stock zu Stock, Herz zu Herz,
Mann zu Frau.
Buch zu Buch, Note zu Note,
Blut zu Blut.
I am so sorry – je suis
absolument ravi – ganz lieb – es tut mir ja so leid – schönen Tag und
tschüs (blonde Tussis in deutschen
Kisten, Chanel und Prada: porno chic)
Auferweckung des
Fusionsmanagements auf facebook -
Alibi der Internetberater auf
Integrationsfähigkeit -
Anflug auf Kabul, Anschlag auf
koptische Christen, Neuwahlen in Ägypten -
Ankunft von korrupten Politikern aus aller Welt -
Abstand nehmen von blauen
Klugscheissern und tea parties -
Ausländer zahlen immer das
Doppelte (Implantcenter.com) und das Dreifache (taxis. International.com) -
Aufforderung zur Auferstehung
-
Überhebliche Arschlöcher der
ganz großen Welt, der ganz Großen -
Ablauf der Effizienzsteigerung
in Banken und Telecomfirmen: Aussicht auf Fusion mit anschließenden
Freisetzungen -
Auftrag zur Optimierung von
Mord und Totschlag -
Arbeitsmarkt für
Top-Performer, Junior-Berater und Schönlinge -
Absolventen der
Leistungskontrolle müssen sauber, neutral, flexibel und unterwürfig -
Abwerbung zwecks optimaler
Kreativperformance -
Verantwortung,
Eigenständigkeit, Geschäftsessen, danach:
Massage und Amoklauf, Kundenprofil erstellen -
Folgeaufträge für Beraterfotzen
und Kontrollschweine -
Callcenter für Alpträume,
wartungsintensiv -
Work-Life Performance auf
Twitter überspielen -
Blog kreieren zur Abgleichung
von Stress und Qualität -
Wilder Tag mit Schnitten in
das weiche Fleisch, andere führten früher die Messer, jetzt selber muss
schneiden das eigene Fleisch und Samenerguss der pädophilen Sinne und
sadistischen Ausbeutung. Ein schreiendes Kind hat keine Worte für seine
Todesangst, stolperndes Herz das ausblutet, die schwarze Sonne trocknet das
Herz aus bis es bricht, aufgepflanzt der Kopf auf den Bajonetten der Anstalt.
Führung Gottes.
Blut stürzt hinab, herein
durch mich und draußen das Röcheln der Vergasten. Wie sein? Wie leben?
Kein Land der Tränen, atemlose
Schwüre bleiben haltlos, uns im Kerker lassen, verwelken werden Leib und Tag.
Kein Tanz in den Qualen des platzenden Gehirns, zerborsten im Niemandsland.
Boten lassen Messer zurück
schwangere Frauen abzuschlachten. Brunnen voller Blut, blutige Tränen aus
gemartertem Auge. Hochzeitslärm.
In den Gängen Panzer, Fackeln,
Tiere die uns verfolgen, Aufschrei des schlafenden Kindes: verwüstet schon und
gelähmt, Gewürm im Ohr. Verdorrte Arme die keine Braut kennen, Kopf und Brust
von schwarzen Schleiern bedeckt. Alle Türen verschlossen, ein Haus der Nacht das
Ich.
Alleine warten bis man mich
ruft. Was wollen sie mit mir? Die Frau geschlachtet, die Pferde erschlagen.
Boten des Unheils haben Hände aus blutiger Erde, Leiber von bösen Geistern
geschaffen gebären sie Kinder, Gezücht das in Höhlen sein Unwesen treiben wird.
Mit hündischen Gebeinen hacken sie in bleigefüllten Nächten unsere Augen aus,
das Land zugesprayt, krass und geil sind die unversehrten Leichen.
Haben wir einander jemals
erkannt? Nur in Traumbildern und Wünschen die schöner als all das Unbegreifliche.
Bleib! Geh nicht fort,
Jochanaan! (Ich begehre).
Verstummt. Nicht umarmt
worden. Nicht angeschaut. Spiegel voller Schauer wenn ich mich erblicke im
Wasser der Weiher, den Männern zugewandt.
Erniedrigtes Haupt, haarlos im
Silberdunst, stummer Leib einer Seele die im Mondlicht lebt. Die Seele ein
Brand. Selige Taten wie diese öffnen Türe, Länder, Wüsten.
Nicht lachen, nicht lachen Ihr
Götter des Himmels! Die Türen sind verriegelt, das brennende Haus ein
unheimliches Licht in der Meeresflut. Gestorben sind Herren, leibhaftige
Zeichen im süßen Tanz. Verstummt werde ich dennoch gehört, erhört.
Musik der Fackeln in den Höfen
der Henker, es dröhnt ein Sirenenheer aus dem Ozean.
Götter scharf wie Schwert und
Kälte, Finsternis aus den Himmeln quillt, ein glühender Mond birgt brennende
Leiber.
Liebe und Myrrhe mir
abgewöhnt, schweige ich und tanze, singe des Glück aller Verlorenen, aus
verfaultem Marmor und schreienden Steinen geboren.
Entfaltet vor Sehnsucht ein
Leben in der Wüste, leuchtende Kristalle führen in Märchenwelten. Wärme die
hellhörig und weise macht, entfaltet Welten und Jahre anderswo.
Geschehen in Gedanken
verwoben, verloren, ausgelaugt steh ich da. Kahle verrostete Wände um mich,
selbsterrichtet in der Zeit die einmal geduldig begonnen.
Tattooed heart gets sucked into eternity, space
forever. Raum in der Endgültigkeit der Grenzenlosigkeit. Zwei Welten versöhnt?
Erschossen an der Mauer, am Platz, im Hof, im Keller, am Bluthügel.
Die Abenddämmerung
eingebrochen auf der Couch, im Sessel, im Beichtstuhl: Das Stück Scheiße
zwischen uns ist nicht zu übersehen, unterm Teppich ist sonst nichts
hervorzukehren, komm der Erde näher, die tanzenden Schatten sind auszulöschen.
Betrunken vollpinkeln das
hehre Heim, unsensiblen Rausch ausgeschlafen in feuchten Kellern voller Gedärme
und Blut, Einbrecher mussten sterben, habe offene Halswunde. Lebende Puppen
verbrannten mit aufgerissenen Leibern, Plastikbrüste versanken in
Schlauchbooten, rundum fettfrei geschnitten und abgesaugt.
Einer von Euch traut mir
nicht, niemand vertraut mir, ich vertraue niemanden, nichts. Das Abhören von La
Traviata: eine Hilfeleistung für die Gestrandeten, den Gehörlosen.
Geht es gut? Ja, es geht gut.
Warte nur auf die richtigen Gäste: keine Society Ladys: Gelähmte und Lahme, aus
Idaho und Krefeld, Stricher aus dem Iran, loving them.
Das Leben verrinnt, Ärzte
verlängern es, was schließlich an der großen Glocke hängt: Verbrennungen,
Tumore, offene Knöchelbrüche, deutsche Krebsgeschwüre und Brechmittel (Dieter
B. und Verona P.).
Kleinkram aus dem Wohnzimmer
(lernen aus der eigenen Wohnung: wie das eigene Sein ist): Cognac, Wodka, Rum,
Gin und die Rasierwasser. Kein Fliederstrauch, Geschichten aus der Familie
blühen auf, jüdische Schwester gehabt.
Und dann an die Wand fahren
was geht, Trümmerbruch das halbe Leben, Knochensägen versagen den Dienst in
mir, die Kanäle erbrechen Blut und Sperma, Höllenfahrt und Revolution, Mord und
Henkersknechte in allen Kinderzimmern. Liebesleben menschlich, ohne Termine,
rauschbedingt, Kondome bitte zählen und zahlen.
Mobiliar, Wände, Türen: alles
voller Blut, diese Fülle von Blut, alles was man berührte voller Blut:
Kleidungsstücke, Höschen, BHs, Blusen,
Jacken, Schuhe. Durchtrennte Schlagadern, offener Schädelbruch. In der ganzen
Wohnung But: Vorzimmer, WC, Bad, Küchenboden, Küchentisch (mehrere blutige
Messer: Fleischermesser, Brotmesser, Gemüsemesser, Hackbeil), Wohnzimmer,
Schlafzimmer, Klopfbalkon.
Besuch Freitagabend mit viel
Alkohol, Hass, Neid und Eifersucht, blinder Zorn, Tobsucht, Wut. Kein
Vertrauen, Einsamkeit, Kinderheim, Stiefvater, Stiefeltern, Pflegeeltern, Tod,
Misstrauen, Heim, Knast, Zuchthaus, Onanie, Sodomie, Gefängnis, Freiheit,
Fickjahre, Todschlag: vorsätzlicher Mord mit großer Brutalität, Gefängnis,
Todesstrafe, Henker, Ende: 34 Jahre, 3 Monate, 2 Tage. Begnadigt dennoch.
Entsorgt wie Müll von kalten
Augen die durch Mauern schauen, affektive Erregung: hätte die verhindert werden
können? Alkoholische Beeinflussung der Frustration, der Kränkungen: Zuschlagen
mit Waffe (Sektflasche): Verfahren ohne Ende. Mord ließ sich nicht beweisen.
Kein Wort der Reue. Ein Pferd galoppiert über den zugefrorenen See, frostiger
Schnee, einschneidender Wind. Wunder über Wunder.
Ein Lebensbericht:
„Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der
Erdkreis und seine Bewohner“. Aus Psalm 24
Selbstmordversuche der Reihe
nach, ohne Erfolg, ringsum starben andere. Beziehungen aufgelöst, Umzug nach
Wien in eine Siebenzimmerwohnung, ja warum denn nicht? Es ist ja immer ein Raum
zu wenig vorhanden. Keine hellhörigen Wände, hohe Räume, neue Küche, 3 Bäder (1
Bad mit Wanne, 1 Bad mit Dusche). Alles neu: Wandschränke, Wandeinbauten,
Fliesen, Armaturen, Beleuchtungskörper, Spannteppiche (3 Schlafräume), Parketten (Wohnraum,
Esszimmer), Marmor.
Erste Nacht schon schlecht
geschlafen, daraufhin neues Bett gekauft. Mikrowelle explodiert beim ersten
Kochversuch (Linsengericht): die Küche völlig versaut. Tote Ratte vor der
Eingangstüre (Drohung eines Nachbarn?). Anonyme Drohungen durch Telefon, Handy
und unbekannten e-mail Sender: „Dreckskerl“, „Wir bringen Dich um!“ „Sie
gehören kastriert“, „Ab in den Ofen alter Sack!“ „Schwule Sau!“
In der Wohnung wurden Fenster
eingeschlagen, die Einbrecher verwüsteten alle Räume, fanden Kameras, Schmuck,
Bargeld, eine Münzsammlung. Polizei, Versichreungsbeamte, DNA Spüren im WC (die
Diebe pischten das Klo voll). Dann begann alles von Anfang an wieder: Schulden,
Spielschulden, Alkohol, überhaupt kein Geld mehr. Ich fahre fort und will nie
wieder irgendwo wieder ankommen.
Geldübergabe an Mordopfer, ein
veritabler Krimi aber ein unlösbarer Fall, ohne Ende, nicht fertig geschrieben
trotz Konzept und Rohentwurf an den Verleger, es fehlte schließlich der Mut die
Dinge zu Ende zu bringen, kein Sprung auf die Geleise der Schnellbahn, kein
Sprung vom
Balkon des Sheraton im 10.
Stock in die Tiefe des Nils.
Prosecco, Champagner, Radler,
ein G´spritzter, Sherry, Bloody Mary und zwei Gin-Tonic … blonde Perücke im
Dunst der Bar irgendwie ausgemacht, nicht erkannt (einen Mann aber keine Frau
schließlich erkannt), drücke ab, es fällt ein Schuss und trifft die Frau mitten
ins Auge. Schwarze Rosen auf braunem Samt breitete ich aus vor ihr, ein Hut: so
schick. Eine/r nach dem anderen, Mann, Frau, Mann, Frau, Frau, Mann, sie waren
allerdings alle nicht gemeint. Furore machte sie mit ihren Beinen, Marlene
Dietrich sang „Lilli Marleen“, makellos ihre Gier und ihr Verlangen (allerdings
nicht das der Männer). Kinderaugen im Schilf, reglos verzückt über den Gesang
der Vögel an diesem strahlend gleißenden Sommermorgen, und die Stille betören,
der Gesang der Vögel makellos, die Kinderaugen still, Flug über das Wasser den
Nestern und den Jungen zu. Der heiße Sand trieb mich fort. Augen vor dem
Sterben verschlossen.
Ein Opfer bringen dem
Sonnengott, ein Menschenopfer nur kann es sein um die Dämonen zu besiegen,
Todesfahrt, Hadesfahrt, Ehrfurcht bringt Mut und Zuversicht den Acheron zu
queren, nichts wird ewig besungen werden.
Triste Verhältnisse in knappen
Kleidchen, Spottgelächter, Ohnmachtsschreie, aufgespritzte Lippen
(Schlauchboote) vor falschem Gebiss, alles gestrafft von Kopf bis Arschfalte,
Häute zerschnitten, das Seelenelend verspannt und tätowiert, versteckt unter
Zobelpelzen und Hasenfellen: Tod und Vergänglichkeit gestaltet bis in den Tod hinein.
In Budapest den Teufel an die
Wand gemalt, in Barcelona alle Bilder wieder abgehängt, in Wien Antidepressiva
verschrieben bekommen!
In Paris:
Fast eine Verblutung mein
Leben: Manchmal aus allen Öffnungen zu Pfützen werden, Augen insbesondere,
durchaus Tränen, sterbliche Geschichten ohne viel Poesie.
Zerrissenheit ist tägliches
Sterben, das Aufstehen rastlos, ruhelos, die anderen Körper ab und an
begehrenswert, reiches Grün und tropische Pflanzen ganz üppig.
Geistlose Herzen ungenießbar,
unerotisch blond im Gemächt, französische Uniformen spielen heimatlose Freuden
mir zu. Abschied ohne Wiederkehr.
Durch die Tümpel der Stadt
gesprungen, verstrahlte Ängste allüberall, das Leben geht nicht pari aus,
sprach mein Freund Karl mir Trost zu.
Im Staub von öligen Kreiden,
zerbrechender Stifte Vertrauen suchen in den flatternden Papierblättern?
Erlöste Natur im
Schiefergestein entdeckt.
Musik fließt durch die Zeit,
von Menschen geschaffen eine neue Welt zu schaffen.
In awe of God :Ehrfurcht vor
dem singenden Vogel, dem Schneekristall, der Milchstraße und dem großen Bären,
dem Meeresrauschen das meine Seele kühlt.
Die Würde muss archäologisch
ausgegraben werden, keinerlei Rechtslage.
Die Güte muss auf der Straße
gesucht werden, wo Betteln verboten ist, vieles in die Kloaken schon
abgeflossen ist: das Du, der andere, sehr weit entfernt von: ich, mir, meiner,
mich und all den anderen Gefängniszellen: meine Zellen, Todesangst, what will
happen to me? When I get to Iran, to Libya,
northern Nigeria?
They will hang me in the village square, I will be stoned and tangling from a
crane´s hook: der dreckige Schwule.
Eingeschüchtert durch
Hungerstreik, Knüppel, Blut und Hunger, Kot und Elend, der Schmutz haftet ein
Leben lang, nicht wegzukriegen.
Sprechzeit nur ganz kurz bitte,
jährlich zwar mehrmals, Besuchszeit einmal im Monat. Unbefristet weggesperrt.
Wir wollen doch in dieselbe
Richtung blicken, ganz konkret das Kind beherrschen und züchtigen, ganz
konkret, um das Leben lebenswerter zu gestalten.
Im Kopf kaputt? Darüber auch
noch reden wollen? Etwas sagen? Sprechen wollen, und sogar das Leben riskieren
dafür? Zivilcourage haben
Sie? Wollen Vorwürfe machen?
Laut sprechen, will ich, ja
ich, Leben riskieren, laut, stadtweit, weltweit, universumweit. Dem Antrag muss
entsprochen werden, aber das Urteil ist schon längst gefällt. Im Prater werden
dann noch immer die Kastanien blühen.
Ach, mein Liebster, ich habe
solch eine Sehnsucht nach Dir!